Am Wochenende habe ich mit Pixie zusammen ein Seminar zur Zielobjektsuche – kurz ZOS – besucht.
ZOS wurde von Thomas Baumann aus seiner polizeilichen Arbeit mit Sprengstoff-, Rauschgift- und anderen Spürhunden entwickelt. Er hat dabei beobachtet, dass die Polizeihunde nach fünf bis zehn Minuten konzentrierter Suche zwar völlig erschöpft, aber auch total glücklich waren. Deshalb hat er mit seiner Frau Ina überlegt, wie man dieses Training für Familienhunde adaptieren kann. Das Ergebnis ist ZOS: Die Gegenstandssuche mit den klaren Richtlinien der Polizeihundearbeit für jeden Hund angepasst: ob alt, klein, wild oder kurze Nase.
Was genau ist ZOS?
Was genau wird dabei also gemacht? Die Hunde werden beim Starttraining mit einem sehr feinjustierten Clickertraining in den Anfängen auf einen ersten Gegenstand konditioniert. Dies ist meist ein Feuerzeug, kann aber auch ein Stift sein oder ein kleiner Plastikanhänger. Dieser Gegenstand ist immer abstrakt und kein typisches Hundespielzeug.
Die Schwierigkeit für den Hund beim ZOS ist, dass es weder eine Fährte gibt (wie beim Mantrailing) noch dass der Hund seiner Sicht folgen kann (wie bei einem Futterdummy der geworfen wird oder ein Ball) und er einfach nur seine Nase hat – und später immer mehr Ablenkung.
Dieser ganz eigene Gegenstand wird vom Besitzer eine Woche mit sich rumgetragen und kommt danach in eine Schachtel oder Kiste, in welcher er „wohnt“ und in die er immer wieder zurück kommt. Ohne dass er abgeschwischt oder gereinigt wird. Denn er trägt jetzt den Eigengeruch des Halters, des Hundes durch den Speichel und natürlich des Materials. Diese Kombination macht dies zu „seinem Gegenstand“, den er nun abspeichert und selbst gegen die Gegenstände anderer Hunde erkennt. Später kommen hier noch 2-3 Gegenstände dazu. Profi-ZOS-Hunde können ihre Gegenstände voneinander entscheiden und ignorieren beim Suchen den einen, wenn man ihnen den Namen des anderen Gegenstandes sagt. Das ist echt schon krass!
Zuerst kommt die Konditionierung
Nachdem der Hund durch ein erstes Training mit Clicker und viiiiiel Fleischwurst auf seinen Gegenstand konditioniert wurde und ihm die ersten Male offensichtlich vorgelegt wurde und er ihn mit der Nase berührt hat, lernt er die richtige Anzeige: Nicht den Gegenstand ziehen oder apportieren, daran knabbern oder schlecken (das ist alles verboten, da die Polizeihunde ja auch nicht mal eben am Sprengstoff knabbern dürfen) sondern ruhig ablegen in den „Platz“ und die Nase direkt an den Gegenstand legen und nicht mehr bewegen.
Das ist eigentlich alles, was wir an diesem Wochenende trainiert haben: den Gegenstand erschnüffeln und dabei gründlich alles mit der Nase abzusuchen lernen und dann nach dem Finden ablegen und Nase dran. Das hat das kleine Ferkel dann am Sonntag Nachmittag tatsächlich alles auch hinbekommen. Dabei wurde sie abwechselnd von der Trainerin selbst und mir trainiert und ich wurde dazu angeleitet, wie ich Pixie das „ZOSen“ beibringe. Ist nämlich gar nicht so einfach das Prinzip zu verstehen und dann auch noch so sauber anzuwenden, dass der Hund richtig konditioniert wird. Das ist ganz schön verwirrend.. und es geht so schnell, dass man mal falsch klickt und sich Fehler einschleichen. Gerade am Anfang ist hier sauberes Training wichtig, da der Hund ja motiviert und begeistert bleiben soll.
Die „Profis“ haben es dann vorgemacht
Parallel zu unserem Starter-Training übte Sabine Mühlbradt von ZOS-Niedersachsen mit anderen Mensch-Hund-Teams so richtig auf dem Profi-Level und es war spannend zuzuschauen, wo all dieses Training irgendwann hinführte. Pixie kam dann ins Auto und konnte dösen und „nachdenken“ (Ruhepausen sind total wichtig, damit der Hund das Gelernte verarbeiten und danach anwenden kann)
Die anderen Wauzis finden dann ihren Gegenstand auf der Freifläche (bis zu 200 qm große Wiese) der Gegenstand liegt hier nicht einfach offen auf der Wiese, sondern ist in die Erde „eingearbeitet“.
…auf der Päckchenstraße (die besteht aus unterschiedlichsten verschlossenen Eimern, Kisten oder anderen Behältern mit Deckel.) Die Behälter haben Löcher, durch die der Hund seinen Suchgegenstand erschnüffelt. Jeder Behälter hat dabei mehrere Zahlen und der Hund muss sich später exakt vor dem richtigen Loch/Zahl ablegen…
…oder im Trümmerfeld – hier werden verschiedenen Alltagsgegenständen, wie z.B. Gitterroste, Steine, Taschen, Stühle, Kanthölzer, Gemüsekisten usw. immer wieder neu zusammengestellt. Zwischen diesen „Trümmern“ wird der Gegenstand unsichtbar versteckt. Hier ist die Schwierigkeit sich zwischen diesen schon seltsamen Dingen direkt so abzulegen, dass die Nase noch am Gegenstand sein kann.
Pixie hat ihr ganz eigenes Feuerzeug erstmal „nur“ unter einer Matte und einem Stein erschnüffelt..
und zusätzlich gelernt, sich auf seltsamen Dingen im Trümmelfeld abzulegen. Gerade bei der Plastikverpackung mit Kugeln habe ich echt gestaunt.. was sie nicht alles für gutes Zureden und Fleischwurst tut!
Was bringt dieses Training nun?
Erst einmal ist es für wirklich jeden Hund geeignet. Ab der 16. Lebenswoche kann er trainiert werden und lernt bis ins hohe Alter dazu.
Zusätzlich wächst man wieder ganz neu mit seinem Hund zusammen, da man etwas gemeinsam entdeckt und trainiert. Das ist echt klasse!
Gerade zappelige Hunde wie Pixie lernen zusätzlich sich besser zu konzentrieren und nicht so schnell ablenken zu lassen. Das hat schon am Wochenende gut funktioniert. Während ein Handwerker im Nebenraum rumlärmte, hat sie brav ihre Lektionen gemacht und nur manchmal hochgeschielt.
Und ZOS entspannt den Hund total. Nasenarbeit ist anstrengend, aber es lastet eben nicht nur den Körper aus, wie beim Agility oder Balltraining, sondern vor allem den Kopf. Und das ist genau das Richtige für nen verrückten Terrierschädel wie Pixies. Die hat so wunderbar gepennt am Sonntag!
Ich bin jetzt soweit angeleitet, dass ich Zuhause weiter trainieren kann und in kleinen Schritten mit Pix weiterkomme. Zudem werde ich mir eine Trainerin in Hamburg suchen, um immer mal wieder den Profi draufschauen zu lassen. ZOS ist lizensiert und man sollte wirklich darauf achten, dass die Trainer direkt bei Baumann gelernt haben. Denn Ungenauigkeit von nicht lizensierten Trainern am Anfang ist schwer wieder abzutrainieren.
Mehr Infos zu ZOS findet ihr hier
Bei Sabine Mühlbradt ZOS Niedersachsen habe ich jetzt mein Seminar gemacht.
In Hamburg gibt es ZOS jedoch auch – nur leider nicht als Startseminar ein ganzes Wochenende. Das war mir wichtig. So Bröckenweise über Wochen hätte sicher nicht diesen Erfolg gebracht.
In diesem kleinen Filmchen seht ihr noch ein paar Hunde in ZOS Aktion:
Also als Fazit und nach meinen ersten Erfahrungen: Ich kann ZOS total empfehlen. Ich habe jetzt nicht vor, das total gaga als Sport zu sehen, sondern einfach als coole und entspannte Beschäftigung für den Wauzi. Denn ich habe sie selten so entspannt und fröhlich wie heute nach dem Training gesehen. Dennoch kann ich mir vorstellen, mit ein paar Leuten in Hamburg regelmäßig gemeinsam zu trainieren und sich gegenseitig zu coachen.. mal schauen wie es weiter geht. Ich werde berichten. 🙂