Mit bebenden Pfoten fummelt ein kleiner Terrier in seiner Spiel-Kiste rum. Dann wird die Nase tief in die Spielzeuge gesteckt.
„Wo? Wooo? WOOOO ist sie. AAAh, da!“ Erleichterung! Sie ergreift mit der Schnauze beherzt die knallrote Erdbeere von Planet Dogs die leicht nach Minze riecht. Man sieht vor lauter Aufregung das Weiße in ihrem Augen.
Glücklich schmatzt sie schon vor sich hin und dann… Aaaahhh.. sie kaut rhythmisch auf ihrer Erdbeere rum. „Rajumm, Rajumm, Rajumm“. Jetzt ist es gut.
Ein bisschen übertrieben, aber so oder ähnlich funktioniert ein Spiel Junkie.
Früher drehte sich draussen das komplette Universum für Pixie um ihr Spiely, die Frisbee oder den Ball, sobald dieses Spielzeug sichtbar war.
Dann kann neben ihr ein Vulkan ausbrechen oder die Welt mal eben untergehen: nee, das Spiely ist jetzt echt wichtiger. 🙄
Die Anonymen Spiel Junkies treffen sich auf Wasser und Leberwurstkekse
Manchmal stelle ich mir eine Runde der Anonymen Spiel Junkies vor.
Zehn hechelnde Hunde in einem dunklen Raum, Näpfe mit Wasser und Leberwurstkekse werden gereicht und im Kreis auf Hundekissen sitzen die Anonymen Spiel Junkies und schütten sich gegenseitig die Herzen aus.
Pixie setzt sich in der Runde auf und beginnt: „Hallo, mein Name ist Pixielotta und ich bin ein Spiel Junkie!“ „Hallo Pixielotta“ schallt es aus neun Hundemäulern und dann fängt sie an ihre Geschichte zu erzählen. 😆
Als Pixie zu uns kam, konnte sie mit NICHTS mit Spielzeug anfangen. Unglaublich aber wahr! Da sie bei ihrem Züchter im Rudel der schwächste Hund war, unterdrückt und gebissen wurde, durfte sie nicht mit den Spielzeugen spielen und mir wurde gesagt sie „würde mit Katzenspielzeug spielen“.
Mh, das erklärt sicherlich auch ihre ausgebildete Abneigung gegen Katzen. 😯
Sie hasst sie wirklich sehr. Da gab es wohl einige „Meinungsdifferenzen“ mit dem Kater des Hauses als Pixie sich sein Spielzeug krallen wollte.
Als ich ihr also ihre ersten Spielzeuge gegeben habe, wagte sie es kaum, diese ins Maul zu nehmen. Beim Spazieren ließ sie sie einfach wieder liegen, da sie wohl nicht wirklich dachte, dass es „meins“ ist. Daher war eins der ersten Wörter, die ich ihr beigebracht habe „Nimm’s mit“ damit wir nicht ständig Spielzeuge unterwegs vergessen.
Den Apport musste ich ihr wirklich beibringen. Und auf einem Spielzeug rumkauen? Uiiii.. nee. Ich könnte ja was kaputt machen und dann auf den Deckel bekommen. Ein komplett anderer Hund und null Terrier.
Doch dann passierte es. Nach einer Auftau-Phase hat es wohl in ihrem Kopf geschnackelt… da keiner ihr das Spielzeug jemals strittig gemacht hat und sie freie Auswahl und ja, endlich Freiheit hatte, ließ sie sich endlich darauf ein. Es dauerte tatsächlich einige Wochen und Monate, bis der Terrier endlich aus seinem Kokon schlüpfte und sie sich traute, das zu sein, was sie nunmal ist: ein verrücktes Terrier-Ferkel welches viel Schwachsinn im Kopf hat. 😆 Ja und seitdem ist Spielzeug das Größte auf der Welt.
Pixie mauserte sich zum ultimativen Spielzeugtester, da Terrier ja ordentlich kräftige Zähnchen gepaart mit Ausdauer haben und Pixie dann doch sehr schnell gelernt hat, wie sie diese einsetzen kann. 🙄
Es brachte mir riesigen Spaß für sie immer wieder neues Spielzeug zu entdecken, da sie sich so sehr dafür begeisterte. Vor allem als wir die Gemüse- und Obst-Auswahl von Planet Dogs entdeckt haben, passierte eine wahre Offenbarung in ihrem Terrierhirn. Sie LIEBT liebt liebt liebt dieses Spielzeug so sehr.
Unseren Artikel zu getesteten Spielzeugen mit jeder Menge tollen Empfehlungen findet ihr übrigens hier.
Ihre Leidenschaft führte aber zu einigen Veränderungen Zuhause. Draussen spielen war total ok. Ist es immer noch.
Oft verzichtete ich dennoch darauf, da Pixie dann so sehr darauf konzentriert war spielen zu wollen das andere „Hundedinge“ wie schnüffeln und durch die Gegend zu hoppeln etwas zu kurz kamen. Andere Hunde waren „mit Spielzeug“ sowieso abgemeldet. Mit wenigen Ausnahmen, die sie wirklich toll fand.
Zuhause gab es eine Kiste mit allem Spielzeug, die im Wohnzimmer stand und wann immer Madame Lust zu Spielen hatte, bediente sie sich.
Häufig kam sie davon auch gar nicht mehr runter und schleppte unterschiedlichstes Spielzeug durch die Bude. Versteckte es im Bett und vergaß komplett zu schlafen.
Dann kaute sie teilweise auch wirklich fast ne Stunde auf beispielsweise der oben erwähnten Erdbeere rum oder wir tollten ein bisschen mit ihr übers Sofa. Warfen das Spielzeug durch die Wohnung und kämpften darum. Natürlich war das wunderbar!
Da Pixelchen aber so ein Spiel Junkie ist und versessen auf Spielzeug war, entschieden wir uns dazu, die erste Stufe der Entwöhnung zu starten und die Kiste wanderte in unseren Abstellraum.
Einmal am Tag war dann „Spielzeit“, die Kiste wurde hervor gekramt und Madame durfte sich Spielzeug rausnehmen und dann wurde getollt. Klappte ganz gut. Erfolg: mäßig.
Denn es führte dazu, dass Pixie sich dickköpfig für Stunden vor die Tür des Abstellraumes legte, da sie unbedingt an ihr Spielzeug wollte. Manchmal ließ ich mich erweichen aber oft war ich dann genauso dickköpfig und schickte sie dann ins Körbchen oder ließ sie einfach schmoren. Mit großen Augen. Armer, armer Hund. Einige Male habe ich ihr mein iPhone gereicht und sie gefragt ob sie nicht direkt PETA oder den Tierschutzbund anrufen will. 😆
Mein Freund Andre und ich diskutierten zu der Zeit oft darüber, wie gut diese Aufregung für Pixie ist und ihr konstanter Spieltrieb der einfach immer da war. Schön dass sie so Spaß am Spielen hatte. Aber war das wirklich gut?
Ich gebe absolut zu, dass ich zu weich dafür war, ihr das Spielzeug ständig wegzunehmen und mein Freund den Standpunkt vertrat, dass wir dies noch mehr reglementieren müssen. Da sie einfach nicht genug bekam. Hrmpf.
Es reichte ihr eben nicht draußen auf der großen Runde zu apportieren, zu zergeln oder ihr Spiely zu suchen. Sie wollte mehr, mehr, meeeeehr!
Wirklich wie ein zitternder Heroin-Junkie, der nicht anders kann. Es war ein Wunder dass sie anderen Hunde NICHT ihre Spielzeuge wegnahm. Hat sie nie gemacht. Oder anfing Tankstellen zu überfallen, um sich in einem der Hundeläden in Hamburg Planet Dogs-Erdbeeren zu kaufen. 😆
Erstaunlicherweise läuft sie nach wie vor um andere Hunde mit Spielzeugen ihren Bogen. Und lässt sich unterwegs eher selbst das Spielzeug abnehmen, bevor sie sich mit einem (größeren) Hund anlegt.
Dann fuhren wir dieses Jahr für drei Wochen auf Tauchurlaub in Mexiko. Meinen Artikel zu den Hunden in Mexiko findet ihr hier. Pixie blieb währenddessen in ihrem Zweitzuhause bei meiner Hundesitterin.
Im Urlaub konnten wir in Ruhe über Pixie sprechen und vor allem mit etwas Abstand. Und wir entschieden uns dafür, dass es Zuhause keine Spielzeuge mehr geben wird. Nada. Niente. NOT.
Leise blutete mein Hunde-Mutti-Herz, weil ich Mitleid mit meinem kleinen Junkie-Mädchen hatte. SEUFZ.
Die Wochen während wir weg waren und Pixie bei meiner Hundesitterin untergebracht war, waren somit gleichzeitig für sie sowas wie eine Betty-Ford-Klinik, denn bei Tina gibt es kein Spielzeug.
Bei so vielen Hunden auf einem Haufen und vor allem mit ihrem eigenen Terrier würden Spielzeuge das Leben nicht wirklich einfacher machen. Vollkommen logisch. Und für uns sehr praktisch.
Als wir also zurück kamen hatte Pixie ihren kalten Entzug schon hinter sich. 😆
Wir starteten unser Experiment
Kein Spielzeug in der Wohnung und ich weitete es sogar noch aus und draußen gab es nur noch das Spiely für Pixie. Keine Bälle. Keine Frisbee. Und auch keine Erdbeere.
Und siehe da: Es funktionierte! Madame entspannte sich Zuhause. Mehr und mehr.
Es wurde überhaupt nicht mehr vor dem Abstellraum rumgehockt. Zuhause war nun Ruhezone. Entspannung angesagt. Nach der großen Runde wurde sich direkt ins Körbchen gelegt und geschlafen. Pixie entdeckte vollkommen neue Plätze in der Wohnung für sich. Und anstatt nach dem Fressen aufzudrehen und spielen zu wollen – was ich natürlich unterbinden musste, da ich Schiss vor einer Magendrehung hatte – entspannte sie sich direkt um zu verdauen.
Ich gebe zu, dass ich selbst verwundert war, wie gut Pixie die spielfreie Zone annahm.
Die Ruhe von Zuhause übertrug sich auch auf ihr Verhalten draussen und sie wurde einfach grundlegend entspannter. Das Spiely wurde unterwegs natürlich so richtig gefeiert. 😉
Inzwischen halten wir die Trennung von draußen und drinnen schon über ein halbes Jahr durch und ich glaube nicht, dass wir noch mal „rückfällig“ werden. Ich weite dafür die Spielzeuge draußen immer mal wieder aus und lasse sie jetzt auch mal wieder mit ihrem Gourdo von Ruffwear spielen. Genau genommen zergeln.
Damit sie aber auch „Hundedinge“ auf den Spaziergängen macht, habe ich mir angewöhnt, dass wir erst mindestens ⅔ der Runde laufen bevor das Spielzeug raus kommt. Dann wird gezergelt – 4-5 Mal geworfen und sie darf es für den Rest des Spaziergangs tragen. Und Pixie ist damit fein. 😉 Ich bin echt stolz auf sie.
Plötzlich sind wir echte Spielpartner für sie
Was sich auch verändert hat, sind die Spielaufforderungen von ihrer Seite. Nach über fünf Monaten startete sie irgendwann abends einen kiebigen Angriff auf meine Hand unter der Decke.
Daraus entwickelte sich das Spiel „die böse Hand“ bei dem ich meine Hand unter einer ihrer Fleece-Decken verstecke und ein bisschen mit ihr raufe. Diese Form von Spiel ist für mich ok da sie für zehn Minuten mich als richtigen Spielpartner akzeptiert und so eine Form von Welpenspiel mit uns macht als wären wir Hunde. Und dann ist sie meist so müde, dass sie direkt ins Körbchen trollt und schläft.
Sie dreht dabei aber nicht so auf wie früher und daher lasse ich „die böse Hand“ zu.
Pixie wird echt erwachsen und es tut ihr einfach gut, dass ihr Zuhause ihre Ruhezone ist.
Sie geht von selber in ihre Kiste wenn sie ihre Ruhe will und nutzt abends auf dem Sofa kuscheliges Kontaktliegen um in unserer Nähe zu sein. Ich bin echt erstaunt wie reif sie wirkt.
Solltet ihr ähnliche „Probleme“ mit einem aufgedrehten Spiel Junkie haben, kann ich euch dieses konsequente Prinzip echt nur empfehlen. Es tut einem erst riesig leid aber es ist wirklich das Beste.
Und nun bin ich gespannt was ihr zu erzählen habt. Wie läuft das bei euch ab? Ist euer Hund auch ein Junkie oder geht er ganz erwachsen mit Spielzeug um? Liegt Spielzeug immer in der Wohnung rum oder beschränkt ihr das aktiv?
Ich freue mich auf euer Feedback in den Kommentaren.
Liebe Grüße von Rebecca und der echt obercoolen Pixie
Also unser Sparky ist ein echter Balljunkie! Das haben wir uns leider (fast) selbst zuzuschreiben, da unsere frühere Hundetrainerin meinte, man könne ihn nur so richtig auslasten wenn man stundenlang am Stück Bälle wirft. Das hat so gut geklappt, dass er nach einer Woche den Stresspegel eines Geheimagenten bei einem Russisch-Roulette hatte. Zuhause so überhaupt nicht mehr zur Ruhe gekommen ist und im Auto wie wild geqietscht hat und vor Aufregung fast geplatzt ist (vorher war er immer ruhig im Auto, er ist leider bis heute noch so aufgeregt). Selbst ohne großes Wissen um das Thema ist uns sehr schnell… Weiterlesen »
Ich DANKE euch, dass ihr diese Seite erstellt habt!! Ich lese öfters mit und die Beiträge gefallen mir wirklich WIRKLICH sehr gut 😀 Einige Methoden probiere ich selber an meinem aus und das wirkt echt!!
Hallo Cani, ich führe die Seite alleine.. Pixie ist immer recht schreibfaul. 😉 Aber danke für das Lob!
Joy war noch nie ein „Junkie“. Da wir von Anfang an erst an der Wiese – nachdem die wichtigsten Geschäfte erledigt waren mit Spielzeug gespielt haben und auch nicht jeden Tag, ist ihr Spielverhalten ziemlich „erwachsen“. Zuhause darf sie über ihr Spielzeug selber bestimmen. Sie spielt sehr gerne alleine, aber fordert uns auch auf und auch wir fordern sie auf mit uns zu spielen. Wie es gerade paßt. Sie achtet aber auch sehr auf ihre Ruhephasen. Ich denke, in dieser Beziehung bemerkt man sehr, dass sie ein Jack Russel-Mischling ist. Allerdings ist sie mit ihren 10 Jahren verspielter als all… Weiterlesen »
Ich kenne das Thema nur zu gut! Unser Vizsla (5 Jahre alt) ist der absolute Balljunkie. Auch schön flauschige (Hunde)Teddies etc. liebt er über alles. Und ich bin zwar nicht ganz so streng bzw. konsequent wie du, aber auch wir haben einen gewissen Entzug hinter uns: Ballspielen (früher einmal am Tag- erst dann ist er ja so richtig ausgelastet. Dachten wir…) gibt es nur noch ganz selten. Und immer erst am Ende eines Spazierganges. Er hatte früher nicht mal Augen für andere Hunde, rumschnuppern: keine Zeit!. Das gibt es so nicht mehr und trotzdem (oder gerade deshalb?) ist er zuhause… Weiterlesen »
Eine tolle Entwicklung habt Ihr im letzten halben Jahr gemacht.
Socke kannte das Spielen – zumindest im Haus – nicht. Da sie aber kein Junkie ist, der kein Ende finden kann und sich auch herrlich im Haus entspannen kann, sind derartige Maßnahmen bei uns nicht nötig. Ganz im Gegenteil freuen wir uns über Sockes Spielauffoerderung, mit der sie zu uns Verbindung aufnimmt und Zeit mit uns verbringt. Dabei werden nicht alle Auffoerdrungen von Socke angenommen, weil es manchmal eben auch nicht passt…
Viele liebe Grüße
Sabine mit Socke