In diesem Artikel erzähle ich euch, wie ihr besser mit eurem (ängstlichen) Hund im Alltag kommunizieren könnt, indem ihr mit eurer Stimme arbeitet.Wir alle unterschätzen häufig wieviel wir unseren Hund tagtäglich mit unserer Stimme beeinflussen. Ich zeige dir hier, wie du dies aktiv und positiv nutzen kannst. Viel Spaß beim Lesen!
Weitere Artikel passend zum Thema: Hier findet ihr die beiden anderen Artikel meiner Kommunikations-Serie, in welchen ihr mehr darüber lernt, wie ihr mit eurer Körpersprache und eurer Stimmung euren Hund beeinflusst.
Wichtig; Ich habe diesen Artikel aus meinen Erfahrungen mit meinem ängstlichen Hund geschrieben, aber meine Tipps lassen sich auf die Kommunikation mit jedem Hund übertragen und anwenden.
Denn wir alle wollen ja besser mit unserem Hund kommunizieren und ihm ermöglichen, dass er uns wirklich versteht.
Aber: ich bin kein Trainer! Ich erzähle euch hier nur Dinge, die ich selber gelernt und recherchiert habe.
Schritt 1: Überprüft euch selber, dann lernt ihr am meisten
Prinzipiell ist es total sinnvoll, dass ihr als Allererstes euch und die Art wie ihr mit eurem Hund spricht einmal selber überprüft. Wir machen es uns natürlich überhaupt nicht bewusst, wie wir mit unserem Hund tagein und tagaus kommunizieren.
„Sind deine Worte und Körpersprache für deinen Hund ein totales Rätsel?“
Dabei ist das neben unserer Körpersprache und unseren Gesten die wichtigste Verbindung zu eurem Hund. Spricht unsere Körpersprache und das was wir sagen wirklich dieselbe Sprache? Oder sind wir für unseren Hund ein absolutes Rätsel ohne es selber zu merken?
Deine Aufgabe für den Alltag:
Achte bei den nächsten Spaziergängen einmal darauf, wie du mit deinem Hund sprichst.
- Redest du laut oder leise?
- Sagst du viele Worte oder achtest du auf genaue und reduzierte Wortwahl?
- Ist deine Stimme hoch oder tief?
- Oder tendierst du dazu höher zu sprechen obwohl deine Stimme tiefer ist?
- Verändert sich deine Stimme im Laufe eines Spaziergangs?
- Oder verändert sie sich in verschiedenen Situationen? In welchen? Z.B. wenn du nervös bist? Oder ängstlich?
- Und wie sprichst du, wenn du deinen Hund aus der Entfernung rufst?
- Wenn du ihn abrufen willst?
Schaut euch dabei mal so richtig von außen an und verfälscht nicht die Beobachtung, nur weil ihr euch vielleicht ertappt fühlt, weil ihr unbewusst euren Hund zubrabbelt. Das tun wir alle manchmal. 😉
Jetzt wo ihr euch eure verbale Kommunikation mit eurem Hund bewusst gemacht habt, kommen meine Tipps, die du dann in den nächsten Tagen und Wochen super umsetzen kannst. Aber hier ist es ganz wichtig: Keinen Stress. Eins nach dem anderen.
Such dir einen Tipp raus, der für dich total Sinn mache – beispielsweise deine Wortwahl in der Kommunikation mit deinem Hund zu reduzieren – und darauf achtest du jetzt für zwei Wochen. Jeden Tag.
Du wirst sehen, wenn du dich da wirklich beobachtest und den Tipp jeden Tag auf die Spaziergänge „mitnimmst“ wird dies ganz schnell „normal“ für dich werden.
Und du wirst bemerken, dass dein Hund anders auf dich reagiert. Und dann kannst du das nächste Thema anpacken.
Aber mach nicht alles auf einmal: das kann nur in Chaos und Frust ausarten. Und das ist ja genau das, was wir nicht wollen. Also los geht’s!
Schritt 2: Deine Stimmlage
Probiert es einmal aus, wie eurer Hund auf eure Stimme im tiefen Tonfall und dann im hohen Tonfall reagiert. Die meisten Hunde werden aufgeregter wenn man die eigene Stimme richtig hochdreht.
Pixie steht auf, wenn ich begeistert und im hohen Tonfall mit ihr spreche und schaut mich erwartungsvoll an. Meist Schwanz wedelnd.
Und eine tiefe Stimme ist wiederum beruhigend oder kann auch „durchgreifender“ wirken.
Das ist tatsächlich ein Vorteil aller Männer, da ihre Stimme automatisch tiefer und durchdringender ist. Eine Verona Poth mit ihrem Pieps-Organ wird deutlich mehr Probleme dabei haben, dass ihr Hund ruhig und konzentriert auf ihre Stimmsignale hört, da ihre hohe Stimme immer aufgeregt wirkt.
Da wird ein Bud Spencer mit seinem tiefen und bärigen Organ sicher mehr Aufmerksamkeit und Autorität ausstrahlen. Einfach automatisch!
„Bist du mehr Verona Pooth oder Bud Spencer?“
Ich beobachte mich bis heute immer wieder dabei, dass ich viel zu häufig in einer höheren Stimmfrequenz mit Pixie spreche als mit Menschen.
Es ist unglaublich schwer seine Stimmlange langfristig zu ändern
Meine Stimme ist eigentlich recht tief für eine Frau, aber ich stelle sie wirklich höher wenn ich nicht darauf achte. Total albern, da Pixie auf meine tiefe Stimme echt ruhiger reagiert.
Ich sollte meine hohe Stimme eher einsetzen, wenn ich sie lobe und sie etwas wirklich gut gemacht hat. Als doppelte Belohnung. Aber das kriege ich echt schwer hin. Es hat sich bei mir total eingebrannt höher zu reden. Wie mit einem Kleinkind – so eine Baby-Stimme. Echt total dumm.
Denn wenn ich meine Tonlage richtig hochdrehe fängt Pixie direkt an zu wedeln, weil sie „was auch immer ich da erzähle“ richtig aufregend findet.
Auch wenn ich nur „Nasenpups-Wubbaschnut-Algenfrikadelle“ sage ohne jegliche Bedeutung, findet sie es deutlich aufregender als meine tiefe Stimme.
Dabei ist sie ja schon ein eher aufgedrehter Hund. Also wäre Bud Spencer an dieser Stelle echt besser. 😆
Häufig tendieren wir tatsächlich automatisch dazu mit Tieren und Kindern höher zu sprechen – vielleicht weil es freundlicher wirkt? Keine Ahnung.
Doch eine tiefe Stimme, die sogar noch ruhig und leise mit dem Hund spricht, sorgt für viel größere Konzentration und Aufmerksamkeit des Hundes.
Daher übe ich regelmäßig, dass ich meine Stimme bewusst runter fahre, ruhig und reduziert spreche und vor allem tief. Dann kann ich wie gesagt immer noch aufdrehen, wenn Pixie etwas ganz toll gemacht hat und sie mit einer höheren Stimme belohnen.
Aber ich bilde mir wirklich ein, dass sie mich mit tieferer Stimme „ernster nimmt“. Habt ihr sowas auch schon mal beobachtet?
Schritt 3: Nutze deine Stimme wie ein kostbares Werkzeug
Überlegt euch mal wie es wäre, wenn ihr mit einem neuen Kollegen ein Büro teilt, der Japanisch spricht. Er bringt euch ein paar Brocken Japanisch bei die zum Beispiel „darf ich ein Blatt Papier?“ oder „Hast du einen Stift für mich?“ bedeuten.
Aber ansonsten versteht ihr kein Wort.
Nun ist er eine richtige Quasseltasche und vermischt die Begriffe die ihr kennt in einem Schwall von anderen Wörtern und Sätzen. Erstmal versucht ihr noch auf ihn einzugehen. Seid höflich. Bemüht.
Aber irgendwann seid ihr nur noch genervt. Und stellt auf Durchzug. Ihr werdet „harthörig“ und euer Kollege muss euch an der Schulter stupsen oder seine Stimme deutlich erheben, damit ihr ihn überhaupt anschaut.
Ansonsten ist sein Gerede für euch nur noch „Geräuschkulisse“.
Genauso geht es unseren Hunden!
Klar kennen sie eine Menge Befehle. Aber wir sind viel zu selten klar und verständlich für sie. Wie einfach wäre es, wenn wir unserem Hund unterwegs – während er sich gerade von uns entfernt – nur ein „Hiiiiier Luna“ zurufen würden.
Oder „Koooooomm Mogli“. Dann abwarten, dass er auf uns reagiert und ihm die Zeit geben zu uns zu kommen.
Wenn er zu uns kommt, wird er belohnt und entweder ein neuer Befehl wie „Bei Fuß“ gewählt, den er dann auch in Ruhe ausführen kann, oder er wird direkt wieder losgeschickt mit einem „Und Schluß“ und kann wieder Hundedinge tun.
Wundervoll für den Hund!
Doch wir überfordern unsern Hund mit Wirrwarr
Das ist aber leider nur selten der Fall.
Was habe ich heute wieder gehört?
„Hier Lilly, kommst du her? Jetzt aber schnell! Bei Fuß! Sitz! Sitzt du auf deinen Ohren? HIER HABE ICH GESAGT!!!“
Und Lilly? Die schaute unsicher zu ihrem Halter und war durch das Geschreie erstmal verunsichert.
„Hat mein Herrchen Stress? Da bleibe ich doch lieber erstmal auf Abstand. Und was soll ich überhaupt tun? Ich kenne nur „Hier“ und „Sitz“ und „Fuß“ aber alles gleichzeitig? Was mache ich denn jetzt?“
Und als Lilly dann nach weiterem Gebrülle doch zu ihrem Herrchen gekommen ist, gab es einen Anschiss worauf Lilly sich über das Maul schleckte und wegschaute um ihr Herrchen zu beschwichtigen.
Da er leider keine Ahnung von Hunde-Körpersprache hatte, vermenschlichte er dieses Verhalten direkt: „Ja jetzt brauchst du kein schlechtes Gewissen zu haben. Bleib jetzt hier und komm bei Fuß!“
Ruppig leinte er seine Hündin an, riss noch mal an der Leine als Lilly ein bisschen vor seinem Fuß lief „BEI FUSS HABE ICH GESAGT DU DUMMER HUND!“ und Lilly ließ sich dann total verunsichert mitschleifen.
Respekt der Herr, lehrbuchartig echt alles falsch gemacht.
An Lillys Stelle würde ich auch nicht so schnell kommen, da weder das Sprachsignal deutlich und klar war, dann als sie kam folgte ein Anschiss (wieso sollte ich dann das nächste Mal kommen, wenn ich dafür bestraft wird?) und dann hat ihr Mensch auch ihre weiteren Signale an ihn komplett ignoriert.
Zudem wurde überhaupt nicht gesagt, was der Mensch von ihr verlangt. Sondern nur ihr Verhalten verboten. Aber ohne eine Alternative wusste Lilly ja gar nicht, was sie anstatt dessen machen soll. Versteht ihr was ich meine?
Was lernen wir daraus?
Unsere Stimme ist für unseren Hund das einzige Signal, wenn er uns gerade nicht sehen kann.
Wenn wir als ein Team mit ihm zusammen arbeiten wollen, sollten wir ihm so klare und neutrale Signale wie mögliche senden. Und ihm vor allem Zeit geben, diese auszuführen und nicht gleich etwas hinterher quasseln was unsere Signale verwässert. Er braucht ja auch einen Moment um zu reagieren, denn er ist ja kein Roboter.
Wichtig ist es auch, dass jedes Signal am besten nur ein Wort ist. Und wir immer dieses eine Wort benutzen. Denn das ist es, worauf unser Hund dann verlässlich reagieren kann. Kombiniert mit einem Hand- oder Körpersignal, welches auch immer dasselbe ist, helfen wir unserem Hund ungemein das zu tun, was wir wollen und auch das macht unsere Hunde glücklich. Nichts anderes wollen sie ja!
Glaubt bitte niemals, dass euer Hund aus Boshaftigkeit oder Dickkopf nicht auf euch reagiert. Entweder hat er irgendwas in der Nase was ihn so sehr beschäftigt, dass dies einfach stärker als das Signal ist. Das muss man ihm auch einfach mal gönnen. Kein Roboter und so. 😉
Oder es ist für ihn wie mit dem chinesischen Kollegen. Er hört zwar hin aber immer nur ab und zu.
Weil er nicht (mehr) erwartet euch zu verstehen. Er möchte euch unbedingt folgen und eure Signale ausführen. Das ist sein tiefstes Bedürfnis. Aber ihr müsst ihm das auch möglich machen. Da müssen wir alle – ich absolut inbegriffen – uns an die eigene Nase fassen.
Und: Ihr werdet euch wundern wie schnell sich ein „schwerhöriges Verhalten“ ändern wird, wenn ihr klare Singale gibt, Zeit zum Ausführen verstreichen lässt und die Befolgung ordentlich lobt und auch belohnt.
Unsere Stimme ist wirklich das unsichtbare Band zwischen unserem Hund und uns – gerade in einer Freilauf-Situation. Versucht einfach, eure Stimme genau so zu nutzen. Euer Hund wird unfassbar dankbar sein, dass er euch „verstehen darf“. Das ist für ihn das Allerschönste!
Lautstärke? Könnt ihr euch echt komplett sparen
Ich staune unterwegs ebenfalls echt oft, wie andere Hundehalter ihren Hunden in einer Tour hinterher brüllen. Ob denen klar ist, wie unfassbar gut ihr Hund hören kann? Und dass dieser ihre Stimme selbst auf riesige Entfernung problemlos aus allen anderen Stimmen rausfiltern kann?
Wenn wir wie ein Echo unser „Hier. Komm her. Hierher. JETZT HABE ICH GESAGT!“ immer wiederholen und immer lauter werden, macht dies das Signal null deutlicher für unseren Hund. Klar kommt er dann irgendwann, weil er die Härte und Wut in unserer Stimme hört. Aber wenn wir uns Zeit lassen, klare Signale geben und ihn für sein Kommen belohnen, brauchen wir gar nicht so rumkrakelen.
Seit ich ganz bewusst meine Kommunikation mit Pixie und somit auch meine Stimme reflektiere, habe ich mir vor ca. drei Jahren angewöhnt – gerade bei Spaziergängen – fast flüsternd mit Pixie zu reden.
Während sie neben mir läuft, reicht heute ein leises „Hier……*super* Links“ und schon schließt sie zu mir auf und läuft an der angewählten Seite. Auch wenn sie entfernt ist, versuche ich gerade so laut zu sprechen, dass ich weiß, dass sie mich hören kann. Und bilde mir ein, dass sie besser hört, seitdem ich leiser spreche. Verrückt, oder?
Ich habe ein ähnliches Phänomen schon einige Male bei Geschäftsführern in der Werbewelt beobachtet. Diese haben selbst in einer großen Runde in einem Konferenzraum ihre Stimme sanft und niedrig gehalten. Sie waren schon zu hören aber dennoch musste man sich auf ihre Stimme konzentrieren und sich leise verhalten, damit man jedes Wort mitbekommt.
Das Resultat: alle hingen an ihren Lippen. Und mir kam es so vor, dass ich die Worte noch stärker aufnahm und mir merken konnte. Das habe ich mir somit komplett abgeschaut!
Parallel mache ich bei solchen „großen Runden“ immer noch den Fehler zu laut und teilweise auch zu schnell zu reden. Aufregung und so. Aber ich bin eben auch noch nicht so cool wie ein Geschäftsführer. Und habe auch keine 20 Coaching-Stunden für 20.000 € hinter mir. 😉
Aber bei Pixie klappt der „Leise reden“-Trick vorzüglich und ich kann es euch nur empfehlen, dies einmal auszuprobieren. Eure Hunde werden geradezu ihre Ohren spitzen, damit sie eure Signale nicht verpassen.
Was übrigens auch sehr spannend zu beobachten ist: läuft euer Hund im Freilauf vor euch und eure Kommunikation funktioniert schon ziemlich gut, kann es gut sein, dass ihr beobachten könnt, dass er eins der Ohren immer mal wieder nach hinten eindreht. Meine erste Trainerin hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass Pixie das oft macht wenn länger kein Signal von mir kam – und es freut mich sehr, dass sie so aufmerksam ist und „hören möchte“. Das sollte ich mit der richtigen Kommunikation dann auch belohnen!
Wie könnt ihr eurem Wort mehr Bedeutung geben?
Ich war anfangs eine total Quasselstrippe, da ich es nicht besser wusste.
Es hat teilweise zehn „Pixie, hier!“ gebraucht, bis sie endlich bei mir war. Alles andere war so viel spannender, ihr war vielleicht nicht direkt klar, was ich von ihr wollte und ich habe die Befehle auch schnell aneinandergereiht ohne ihr Zeit zu geben.
Und dann habe ich auf Anraten von Dr. Ute Blaschke-Berthold (welche die Hunde-Trainingsschule Cum Cane gegründet hat, welche auf der Wissenschaft des Hundeverhaltens basiert und für mich eine komplett neue Welt eröffnet hat) in einem Angst-Workshop einfach mal eine Mörderbelohnung in der Tasche gehabt. Ein kaltes Fischstäbchen. Ich habe Pixie einmal gerufen, gewartet dass sie kommt und ihr direkt das Fischstäbchen vor die Nase gehalten. Ihre geweiteten Augen werde ich nie vergessen. 😆
Das habe ich dann Wochen später mit einem Stück Würstchen oder einer anderen Superbelohnung wiederholt und seitdem war der Abruf kein Thema mehr bei uns. Inzwischen habe ich auch das Spiely auf Spaziergängen immer dabei und biete ihr beim Kommen gerne mal ein kurzes Spiel damit an. Seit Pixie weiß, dass bei mir jederzeit eine Party steigen kann, hat sie sich in der ersten Zeit sogar viel seltener von mir entfernt. Das variiert immer mal wieder und vor allem an ihren Lieblings-Spazierorten vergrößert sie dann doch ein bisschen ihren Radius um zu stöbern und zu schnuppern. Doch sie hat mich immer im Blick und läuft einfach gerne bei mir. Außerdem kann ich ihr diesen Raum ja auch gerne geben. Ich weiß ja, dass sie auf mein Signal sofort bei mir ist. 😉
Spielt einfach mal mit der Stimmung in eurer Stimme
Euer Hund scannt natürlich nicht nur das, was ihr sagt, sondern vor allem WIE ihr es sagt. Beobachtet euch da auch mal, wenn ihr mit eurem Hund unterwegs ist. Vieles davon habe ich schon in meinem Artikel „Wie eure Stimmung euren Hund beeinflusst“ erzählt.
Wenn ihr von eurem Chef genervt seid, ist eure Stimme auch genervt. Euer Hund glaubt, ihr seid seinetwegen genervt da er keine Ahnung hat mit eurem Chef passiert, geschweige denn, was ein Chef ist. 😆
Oder wenn ihr euch schon von vornherein Sorgen macht, dass euer Hund nicht zu euch kommt und eure Stimme dabei ängstlich klingt, denkt euer Hund, dass ihr Angst habt. Und sucht nach einem Rivalen oder etwas anderem schlimmen, was diese auslöst. Und kommt vielleicht nicht sofort zu euch. Ihr wiederum denkt, er hört schlecht und schimpft ihn. Dabei hat er nur auf eure Stimmung reagiert. Vergesst echt nie: unsere Hunde versuchen alles, um uns zu verstehen! Immer. Wir können ihnen so sehr helfen, wenn wir wenigstens ab und zu klar kommunizieren.
Und klar, natürlich ist es ganz normal, dass ihr eure Stimmung mit auf eure Spaziergänge nehmt – das kennen wir alle. Aber versucht für euren Hund einfach mal, etwas weniger davon an ihm „auszulassen“ und neutral mit ihm zu reden. Probiert gern etwas Freude und Lob in eurer Stimme mitschwingen zu lassen. Euer Hund wird euch danken, dass es für ihn so viel einfacher ist, euch zu folgen, da er sich über die „mitschwingenden Stimmungen“ keine Gedanken machen muss. Und es ist für ihn so viel cooler zu euch zu kommen, wenn ihr ihn gut gelaunt ruft. Cool, dann passiert sicher gleich etwas ganz tolles! 😀
Zudem habe ich an mir beobachtet, dass es mir hilft meine Stimmung für die 1-2 Stunden der Spazierrunden einfach mal Zuhause oder im Auto zu lassen. Ich kann an meinen Sorgen oder Problemen während wir Spazieren gehen sowieso nichts ändern und hinterher geht es mir soviel besser und etwas, was mich total ärgert oder verstimmt hat, ist dann nur noch halb so wichtig.
Kann ich euch echt empfehlen! Das hat fast schon etwas meditatives. Und eure Spazierrunde sollte ja auch eigentlich nur eurem Hund und euch gehören und nicht dem doofen Kollegen oder dem motzigen Chef. 😆 Mehr zu diesem Thema findet ihr in diesem Artikel.
Legt einfach mal jedes Wort auf die Goldwaage
Zuletzt kann ich euch tatsächlich den Tipp geben, mehr zu schweigen. Gerade Frauen haben teilweise die Angewohnheit alles zu kommentieren, was ihr Hund macht „Ach da hast du was Schönes gefunden? Riecht das besonders gut? Hechelst du gerade dolle? Ist schwitzi-schwitzi, nicht? Guck mal daaaa… der Hund sieht aber lieb aus. Sag doch mal Hallo…“
Auch schön finde ich es immer, wenn andere Hundebesitzerinnen versuchen mir mit ihrem „Auskommentieren“ einen reinzuwürgen: „Tja Hasso, der arme Hund darf nicht spielen. Das ist ein ganz ganz armer Hund der immer an der Leine laufen muss.Du hast es ja so viel besser!“
Jaja, ich bin so ein böses Frauchen! 🙄
Natürlich ist es ok wenn ihr mit eurem Hund sprecht. Und ihr lobt. Total ok. Aber probiert auch mal hier wie bei einem Experiment auf ein paar Spazierrunden, was mit eurem Hund passiert, wenn ihr jedes Wort bewusst wählt. Und ansonsten schweigt. Ihr könnt mit der Körpersprache zum Beispiel „offene Arme und rückwärts laufen wenn er kommen soll“ und einem Krauler über die Brust als Belohnung ja auch mit eurem Hund kommunizieren.
Aber sagt nur etwas, wenn es wirklich was zu sagen gibt. Wenn wir manchmal in Gegenden spazieren gehen, auf denen wir wenige Menschen und Hunde treffen, sowie keine Jogger oder Radfahrer, dann ist unser Spaziergang wirklich eine ruhige Angelegenheit. Ich hänge meinen Gedanken hinterher und Pixie schnuppert, schaut, beobachtet eine Libelle und trollt durch die Gegend. Ganz wunderbar. Wie ein kleiner Urlaub im Alltag.
Und was glaubt ihr, wie schnell euer Hund auf euer Signal reagiert, wenn es das Einzige ist, was ihr in einer Viertelstunde zu ihm sagt: ruhig, in tiefer Stimme und ihm genug Zeit gibt darauf zu reagieren.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass er nicht nur schnell folgen, sondern das Signal auch mit richtig guter Laune ausführen wird. Da er tatsächlich das Gefühl hat, euch zu verstehen. Und euch folgen zu können. Als würde er eure Sprache verstehen, fühlt er sich dann ein bisschen wie ein Menschenflüsterer. 😉
Und nun könnt ihr mir gerne in den Kommentaren ein bisschen Sprache da lassen, denn ich bin gespannt, was ihr zu diesem Thema zu sagen habt. Habt ihr weitere Tipps? Gibt es Erlebnisse, die ihr mit uns teilen wollt? Ich freue mich auf euer Feedback und in meinen Kommentaren darf natürlich gerne gequasselt werden. 😆
Liebe Grüße
Die trainierte Quasselstrippe Rebecca und die Menschenflüsterin Pixie
Servus, ein großartiger Artikel und sehr informativ. Die Stimme richtig einsetzen ist echt nicht so einfach, daher verwende ich z.B. beim Training den Clicker – da ist die Tonlage immer gleich und Lady weiß genau was abverlangt wird. Ich habe auch die angewohnt zu quietschig zu klingen *hat mir mein Mann gesagt* und das bewusst zu kontrollieren ist echt schwert. LG Claudia
Hallo Rebecca, man sollte den Beitrag nicht nur einmal sondern mehrmals lesen denn du hast überaus wichtige Punkte angesprochen die im Alltag leider immer wieder vergessen werden. Zusammengefasst könnte man auch sagen, seid eindeutiger zu euren Hunden. Ich fange einmal bei der Lautstärke an. Ein Hund hört wenn zwei Zimmer weiter ein paar Chips aus der Tüte fallen, warum also sollte man schreien? Viele Menschen glauben damit einem Kommando mehr Nachdruck verleihen zu können, das ist aber ein Irrglaube. Schreien mit der damit verbundenen Emotion kann gerade einem ängstlichen Hund vermitteln, mein Mensch (trotz des Schreiens erkennt er die die… Weiterlesen »
Hallo Christoph, danke für den ausführlichen Kommentar. Zu dem Buch habe ich dir schon eine Mail geschrieben. 😉 Liebe Grüße Rebecca
Hallo
So weit bin Ich noch nicht mit Rauharrdackel Max. Beim Freilauf kommt er nicht immer zurück wenn es etwas interesantes zu jagen gibt. Es ärgert mich sehr und es fällt mir schwehr ruhig zu bleiben . ich habe angst in zu verlieren in den Maisfeldern.
Werde versuchen mit leiser stime zu Max sprechen.
Danke für die vielen tipps
Annic Scheeck
Toller Beitrag! Ich habr mittlerweile auch gelernt, was für einen Einfluss meine Stimme auf Loki hat. Mit dem entsprechenden Tonfall kann ich ihn schon recht gut lenken. Was ich auch lernen musste war nicht zu hoch und quietschend mit ihm zu sprechen, da er von Natur aus ein aufgeregter Hund ist 😆
Viele Grüße
Katarina und Loki
Ich rede auch sehr viel mit Socke. Das hat aber damit zu tun, dass ich glaube in meiner Körpersprache nicht so genau zu sein. Wenn ich aber sage, was ich tue oder eben Körper und Stimme zusammen einsetze, dann glaube ich, dass das deutlicher ist.
Mir hat mal jemand gesagt, dass jeder Hundehalter ein riesengroßes Glas mit Tischtennisbällen gefüllt bekommen soll. Und mit jedem Reden, soll man einen Ball rausnehmen. Der Vorrat sollte für ein Hundeleben reichen. Diese Vorstellung fand ich ganz gut, wobei mein Glas sicher schon lange leer ist….
Viele liebe Grüße
Sabine mit Socke
Danke danke danke. Eigentlich ist einem ja alles klar. Aber eigentlich nur eigentlich. Manche Dinge muss Man(n) und Frau einfach öfter hören und so nett erzählt, bleibt es gleich noch einmal mehr in Erinnerung. Ich weiß garnicht wer öfter korrigiert werden muss. Der Mensch oder der Hund.