Wir haben seit 14 Tagen einen Zweithund. Ein dreijähriger Parson Russell-Terrier aus dem Tierheim namens Archie.
Die verrückte Geschichte, wie er von jetzt auf gleich bei uns eingezogen ist, erzähle ich dir hier ganz genau. >
In diesem Artikel wiederum schildere ich euch wie die ersten zwei Wochen mit dem Wirbelwind so gelaufen sind. Denn inzwischen haben wir ihn ja besser kennengelernt und ich konnte mir ein ganz gutes Bild von ihm machen. 😉
Und weiter unten gebe ich euch noch ein Update zu Pixies Gesundheitszustand.
Dahin könnt ihr mit einem Klick hier auch direkt springen. >
Tolle Artikel zum Thema „Zweithund“
In den ersten Tagen mit Archie hatte ich total den Artikel von Sabrina zum Thema „Zweithund“ im Kopf. Ja, liebe Sabrina. Du hast mit allem sowas von recht. Ein zweiter Hund ist nicht nur „ein bisschen mehr Dreck und Futter“. Sondern eine Menge mehr Arbeit und Geduld. Wohl vor allem in der ersten Zeit.
Auch sehr gut finde ich den Artikel zum Thema Zweithund von Lizzy bei „Behütet und geliebt“ – bei ihr geht ja der Trend klar zum Dritthund. 😉
Und der Artikel von Stephie vom „The Pell-Mell-Pack“ ist auch super geschrieben.
Es macht absolut Sinn sich diese komplett durchzulesen wenn ihr euch überlegt einen zweiten Hund bei euch einziehen zu lassen. Dies habe ich tatsächlich auch jedes Mal gemacht wenn ich einen Artikel dazu gesehen habe. Und habe all die Infos im Kopf abgespeichert und dort vor sich hin gären lassen. Ja, bis es soweit war und Archie bei uns eingezogen ist.
Wie macht sich Archie? Wie ist mein erster Eindruck?
Er ist ein unfassbar toller Hund! Verspielt, neugierig und fast schon albern. Und dann wieder komplett verschmust und anhänglich. Alle, die ihn bis jetzt schon kennenlernen durften, waren direkt schockverliebt und auch auf der Straße wird er vor allen von Frauen mit Herzchen in den Augen angelächelt.
Er ist total das Yin zu Pixies Yang. Hat keine Angst, keine Probleme mit lauten Geräuschen und bellt nur, wenn er beim Spielen zu doll aufdreht oder den großen Max machen will, wenn er etwas Verdächtiges hört.
Genau diese Ergänzungen waren für uns ja auch mit ein Grund ihn „zu retten“. Natürlich musste er auch unbedingt aus dem Tierheim raus und wir haben in diesem traurigen, abgemagerten Hund direkt einen super Terrier erkannt. Aber er wird nicht nur uns sondern vor allem Pixie gut tun!
Ein mutiger und souveräner Hund an dem sie sich orientieren kann. Der voraus läuft, andere Hunde freundlich begrüßt und sie überhaupt keinen Grund hat zu bellen oder Angst zu zeigen. Denn Archie hat die Situation ja im Griff. Dies kann ich jetzt auch schon beim Spaziergehen ein bisschen beobachten und es macht mich so glücklich!
Tja und neben all diesen schönen Eindrücken steckt natürlich auch ne Menge Arbeit im Projekt „Archiebald“.
Die ToDo-Liste mit Archie ist lang 😉
Archie wurde von seinem Vorbesitzer weggegeben, da er – nachdem sie ein Baby bekommen haben – die ganze Wohnung vollgepinkelt hat.
Und ja, das Gepiesel war auch bei uns anstrengend. In seinem Tierheim-Zwinger durfte er ja einfach pieseln wie er wollte.
Wie beim Welpentraining rannten wir nach dem Fressen, Trinken und Schlafen die ersten Tage mit ihm die fünf Stockwerke hoch und runter, hoch und runter, hoch und runter. 10-12 Mal in 24 Stunden. UFF. Super Beintraining! 😆
Da braucht es eben Konsequenz, Mühe und viel Gerenne. Aber dann ist das Theme auch durch. Inzwischen haben wir dies zu 98% im Griff. Große Erleichterung! 😛
Erstes Problem erledigt und nun beschäftigen uns mehr Dinge, die er nicht kennt, als die volle Blase.
Was kennt Archie alles?
Ritter Archiebald scheint – ähnlich wie Pixie – sehr reizarm aufgewachsen zu sein. Sprich eine Form von Deprivationshund. Es wurde sich nicht die Mühe gemacht und mit ihm alles Notwendige trainiert oder ihn alle wichtigen Dinge des Alltags erleben lassen.
An der Leine laufen, auf das Herrchen/Frauchen beim Spaziergang achten, Sitz, Warte, Platz, Pfui und Aus. Fahrstuhl fahren. Bei Fuß zu laufen. Und so weiter und so fort. Kennt er nicht.
Aber im Gegensatz zu Pixie ist Archie total souverän, neugierig und verspielt. Hat keine Angst.
Ja er hat beim Fahrstuhl fahren mit mir letztens vor der Fahrstuhltür gestockt und dann aber alles neugierig beschnüffelt, mutig den ersten Schritt gemacht und schon waren wir drin.
Er kennt nichts – ausser „Sitz“. Bei Spaziergängen achtet er sehr wenig auf uns, sondern läuft herum wie ihm seine Schnauze gewachsen ist.
Ein zweiter Kasper-Hauser-Hund
Wir gehen zudem davon aus, dass er als junger Hund nicht wirklich viel kennengelernt hat und kein wirkliches Welpen-Training mit ihm gemacht wurde. Vielleicht wurde er sogar mehr in einem Zwinger gehalten, da er so viele Dinge aus dem Alltag und Haushalt (noch) nicht kennt.
Pixie kannte ja auch nur den Garten ihrer „Vermehrer“ (hier kann man wirklich nicht von Züchtern sprechen) und wurde ausser zur Stubenreinheit nicht trainiert. Aber sie verbindet ihre Unkenntnis eben mit Angst, Mißtrauen und ist bei allem skeptisch. Archie lässt sich auf alles ein. Es ist echt spannend wie unterschiedlich sie einfach vom Typ her sind. Und daher denke ich auch, dass sie sich gut ergänzen und gut füreinander sein können.
Er weiß nicht was positive Verstärkung ist
Seine Unwissenheit geht so weit, dass er das Prinzip der „positiven Verstärkung“ nicht versteht. „Ich mache etwas und werde belohnt“ ist für ihn nicht vorhanden. Er ist total verwundert als ich ihm die ersten Tage ein Leckerlie gegeben habe, nachdem ich seinen Namen gerufen und er mich daraufhin angeschaut hat.
Und beim nächsten Mal, tat er es nicht wieder, da er die Belohnung für seine Aktion nicht nachvollzogen hat. Abgefahren, oder?
Das habe ich echt noch nie so gesehen.
MEINS! MEINS! MEINS!
Er will alles haben – besonders alles was Pixie hat! Zwei Näpfe voll sind besser als ein Napf voll! Da wird das Futter reingeschlungen und dann ab zu Pixie Futter klauen. Deshalb frisst sie nun erstmal in Ruhe in einem Raum mit geschlossener Tür.
Während Pix so sozial ist, dass sie ihm selbst ihren frisch angesabberten Kauknochen gibt – klar, sie ist bei uns ja auch im Überfluss aufgewachsen – ist er 100% Tierheimhund: „Ich will alles! MEINS! Und was ich hab, das hab ich!“
Mal schauen ob er noch lernt, dass er bei uns um nichts mehr kämpfen muss.
Leider wurde er wohl gestraft
Strafe kennt er wiederum leider. Als ich am ersten Tag im Auto an der Ampel hinter mich greifen und ihn beruhigend kraulen wollte, zuckte er beim Anblick meiner Geste direkt zusammen und duckte sich weg als würde er einen Schlag erwarten und diesem gekonnt ausweichen.
Und er hat definitiv große Verlustängste und kann nicht alleine bleiben. Auch im Auto kriegt er Panik, winselt während der Fahrt leise vor sich hin und bellt wie verrückt sobald das Auto geparkt ist.
Wir gehen davon aus, dass er das Ankommen im Auto mit „ich werde zurück ins Tierheim gefahren“ verbindet. Denn es hatte ihn wohl eine Studentin immer mal wieder aus dem Tierheim für Tagesausflüge geholt um mit ihm zu Joggen und Spazieren zu gehen aber danach ging es eben leider wieder in seinen Zwinger.
Das klingt jetzt alles total anstrengend und schlimm, wenn ich die „Was kennt Archie nicht“-Aufzählung selber hier nachlese. Ist es aber echt nicht. 😉
Es gibt halt viel zu tun, aber das gehört eben dazu wenn man sich so ein Überraschungspaket mit Fell aus dem Tierheim holt. Er ist so wundervoll vom Charakter und ein Clown dazu, dass für uns das kein Problem ist, sich nun die Mühe zu machen. Zudem kann er ja überhaupt nichts dafür!
Und wie macht sich Pixie?
Und nun mein Update zu dem Ferkelchen: Die ersten Tage waren für Pixie wirklich anstrengend. Sie wirkte genervt und gestresst. War müde und hat sich ganz viel zurückgezogen. Aber dafür ist ja auch ihre Kiste da. Und wir haben uns eine Menge Mühe gemacht um ihr ganz viel Liebe zu geben und zu zeigen, dass sie immer unser Mädchen ist und bleibt. Dabei ist mir klar geworden, wie stark die Bindung von Pixie zu uns Beiden ist.
Und diese ist durch Archies Anwesenheit überhaupt nicht zu erschüttern. Erst jetzt verstehe ich, was alle anderen Hundebesitzer meinen, wenn sie bei ihren Hunden in der Zuneigung unterscheiden.
Ich weiß, dass Pixie und ich uns wortlos verstehen. Wir müssen beim Spaziergang die Befehle nur flüstern und sie folgt direkt. Das macht es auch viel einfacher jetzt mit dem Wildfang Archie und ihr zu spazieren, da ich mir um sie keine Sorgen machen muss.
Es geht soweit, dass wir an ihrem Blick sehen, wie es ihr geht. Und wir beide kennen sie so gut, dass wir sie sogar wirklich fragen „Was möchtest du denn?“ und sie zeigt es dann deutlich an. Pieseln, Futter oder Spielen? Klingt verrückt, oder? Kennt ihr das auch? 🙂
Es ist definitiv wichtig, dass man mit seinem ersten Hund so eingespielt ist, damit man Zeit für den zweiten Hund investieren und dennoch seinem ersten Hund zeigen kann, wie wichtig er ist und bleibt!
Unsere Tierärztin bestätigt: Ihre Werte sind viel besser!
Dann waren wir noch mal bei unserer Tierärztin und die Blutwerte haben sich deutlich verbessert. Yay!!! Beim letzten Test vor drei Wochen waren ihre Bauchspeicheldrüsen-Werte mehr als verdreifacht und wir haben sie daraufhin ja mit Cortison und Schmerzmitteln behandelt und zusätzlich Bauchspeicheldrüsen-Enzyme gefüttert.
Dies scheint ihr mehr als gut getan zu haben, denn alle Werte sind wieder super, und besonders das Cortisol – was ja den Stress anzeigt – hat sich eingependelt. Puh! Also scheint sich für sie der Stress durch Archie auch reduziert zu haben.
Sie wirkt auch so, als wäre sie nicht mehr end-genervt von Archie, sondern er ist eben einfach „da“. Solange er ihr nicht auf den Keks geht, ihr nicht ständig auf die Pelle rückt und auf ihren Plätzen sitzt, ist ihr das wohl wurscht. So viel Flexibilität ist schon erstaunlich für eine Primadonna wie Pixie, bei deren Star-Allüren selbst Naomi Campbell erblasst. 😆
Klar hat sie ihn hier und da schon mal klar zurechtgewiesen. Dafür braucht sie kein großes Drama sondern kleinste Signale. Da kann man echt ne Menge beim Zuschauen lernen. Ein sehr direkter Blick, die Oberlippe wandert kurz hoch und sie zeigt ihren Eckzahn. Und Archie schleicht sich.
Aber wie ihr auf den Bildern seht, schafft er es auch ab und zu in ihre Nähe. 😉
Er findet sie wohl schon wirklich sehr toll und versucht immer mal wieder sie abzuschlecken und ihr nah zu sein. Tja, da muss er sich eben gedulden, wenn er die Prinzessin auf der Erbse erobern will.
Sie wird ihn sicher auf längere Sicht hier und da auch miterziehen und vor allem so formen, wie es für sie praktisch ist. Er dackelt ihr auch gerade beim Spazieren überall hinterher und während er null auf mich achtet schaut Ritter Archiebald immer was Prinzessin Pixie gerade macht.
Und sie lässt ihn gewähren. Er darf die Schnauze mit in ihre Lieblings-Hasenlöcher stecken und wild rumschnüffeln. An ihrer Seite mitgaloppieren. Und sie pieseln sich endlos gegenseitig wieder über ihr Gepieseltes. Klingt doch für zwei Wochen schon ganz gut, oder?
Das Wunder des Futterneids!
Eins macht mich noch ganz besonders glücklich: Pixie frisst. Ich wage es gar nicht wirklich diese beiden Worte laut auszusprechen, aber da es jetzt schon seit einiger Zeit so ist, kann ich wirklich hoffen, dass es sich etabliert: Sie frisst ganz normales Futter mit großem Appetit.
Wie ein normaler Hund! Einerseits hat das sicher was mit ihrer Gesundheit zu tun, da es ihr ja auch danke unserer neuen Tierärztin wirklich besser geht. Andererseits wird auch Archie und das Wunder des Futterneids einen Einfluss haben – welches ja schon einige Mäkler missioniert hat. Ich denke, die Mischung aus beidem macht es und ich bin so froh wenn ich sie futtern sehe. Hach!
Archie muss jetzt auch weiter zu Kräften kommen und noch ein bisschen zulegen. Er futtert wie ein Scheunendrescher, hat ordentlich zugenommen und sieht schon viel besser aus. Auch „fühlt“ er sich viel besser an.
Vor zwei Wochen hab ich das Gefühl gehabt, dass ich ein Skelett aus dem Biologie-Leistungskurs streichele, da ich die Hüfte, Rippen und jeden Wirbel direkt in der Hand hatte. Da ist nun eine zarte Speckschicht drüber und auch sein Fell macht sich schon richtig gut. Unfassbar wie schnell Hunde sich erholen, findet ihr nicht auch?
Es bleibt mit dem zweiten Hund zusätzlich auf jeden Fall spannend!
Eine Freundin von mir sagte letztens zu mir, dass Archie ja sowas von den Sechser im Lotto gezogen hat, als wir uns für ihn entschieden haben. Ja, das mag sein. Aber er hat es auch komplett verdient. Kein Hund sollte auf kaltem Asphalt in seiner Pieselei liegen! Ich wünschte, dass wir noch viel mehr Hunde retten könnten.
Es ist wirklich unvorstellbar wie das für ihn sein muss: vor drei Wochen der dürre, traurige Hund im Tierheim mit dollen Durchfall. Und nun?
Während ich dies schreibe, liegt er auf dem Sofa neben mir und drückt immer wieder mit so viel Nachdruck seinen Kopf gegen meine tippende Hand, als würde der Weltfrieden hergestellt, wenn ich ihn bloß weiterkraule. 😆
Ja, er wird auf jeden Fall von uns verwöhnt und das hat er komplett verdient. Es ist ja auch alles vorhanden und Pixie kann nur ein Geschirr zur Zeit tragen und in einem Körbchen zur Zeit liegen. Also ist es doch wunderbar alles durch zwei zu teilen. Und für die Zukunft hoffe ich, dass die Beiden sich immer mehr annähern und eine kleine Freundschaft wächst. Ich bin auf jeden Fall gespannt.
Und nun bin ich nun neugierig wie das bei euch ist? Habt ihr ähnliches mit eurem Hund erlebt? Und sind auch zwei Hunde bei euch Zuhause? Wie waren eure Erfahrungen und Erlebnisse? Ich bin mir sicher, dass ich von euren Tipps und Tricks noch eine Menge lernen kann! Und freue mich über jeden Kommentar!
Liebe Grüße
Rebecca mit Pixie und Archie
Well done with the adoption of the second dog. Amazing creatures dogs are and we benefit as well from their presence.
Dogs improve our health. They have an amazing effect on our heart while we love them wholeheartedly.
Isn’t that amazing?
Smiles!
Hallo Rebecca & Rudel, freut mich das Archie so ein tollen mit hundeverstand, terriergerechten Platz bekommen hat. Alles gut Euch und freue mich immer über Neuigkeiten & Interessantes in deinem Blog.
Wir haben selbst eine Parson Russell TERRINE 😉 (*04/2013) und wir sind ein super Team. LG Bettina & TERRINE Lucy
Ja Hallo und Welcome Archie! Schön, dass ein Hund weniger im Tierheim ist. Da er nur ein halbes Jahr drin war, weiß ich nicht, aber unser Hundi mit 4 Tierheimjahren auf dem Buckel war und ist eine kleine Wundertüte. In einem Jahr so im nächsten so, man lernt nie aus. Mit der Zeit lernt man das Wesen des Tieres kennen, verstehen und akzeptieren, aber es wird immer wieder überraschen. Wobei ich denke, dass des vor allem damit zusammen hängt, wie stark der Hund bisher in das Leben mit Menschen eingebunden war. Irgendwo schreibst Du, dass Archie vieles scheinbar nicht kennt.… Weiterlesen »
Liebe Gandalfine, genau – Pixie hat Cortison bekommen und daher zwischendurch einiges zugelegt. Jetzt geht es ihr aber nicht nur viel besser, sondern ein Teil dessen ist schon wieder Runde und sie hat wenigstens schon mal wieder eine Taille. Ich hoffe, dass sie bald wieder ganz die Alte ist. 😉 Liebe Grüße Rebecca
Das freut mich zu hören 🙂 Hau rein, Pixie!
So ein toller, ausführlicher Text über Archie :-). Ich besitze selbst einen Parson Russell Rüden und habe die Worte quasi aufgesogen. Weiter so!