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In diesem Artikel erzähle ich euch etwas detaillierter, wie es zu dem Beiß-Vorfall vor zwei Tagen bei mir gekommen und vor allem, was daraus geworden ist.
Es wird definitiv ein weiterer Info-Artikel folgen, in dem ich euch alles Wissen an die Hand gebe, was in so einer Situation zu tun ist. Aber hier schildere ich euch erst einmal mein eigenes Erlebnis. Und den Ausgang.
Wie so oft: Plötzlich aus dem „Nichts“
Wie gestern schon auf Instagram und Facebook erzählt, wurde ich am Sonntag am späten Abend von einem fremden Hund gebissen. Ich war auf der Abendrunde mit Pixie – nur zwei Häuser von unserem entfernt – und dieser kleine, wuschelige Hund kam wirklich wie aus dem Nichts auf uns zugeschossen.
Pixie läuft so gut wie immer rechts hinter meinem Bein, da ich sie so am besten kontrollieren und auch schützen kann. Ihr Sichtfeld war durch eine Hecke verdeckt und sie konnte den Hund somit nicht sehen (sicherlich hat sie ihn gerochen) und sie hat ihn mir auch nicht angezeigt. Auch für mich war der Hund durch die Hecke verdeckt, da er wohl schräg dahinter stand, saß oder rumlief. Und nun auf uns zukam.
Instinktiv schützte ich meinen Hund
Instinktiv drehte ich also mein rechtes Bein vor Pixie, damit ich den Hund komplett von ihr abhalten konnte und schon im selben Moment spürte ich den Schmerz in meiner Wade.
Inzwischen versuchte der Hund immer wieder und wieder zu Pixie zu gelangen. Durch das Adrenalin und den Schmerz schob und schubbste ich ihn mit meinen Beinen immer wieder weg von uns. Die Halterin und auch der Halter taten leider sehr wenig, um das Problem zu lösen, sondern brüllten mich nur an, dass ich ihren Hund nicht treten soll.
„Nein, mein Hund beißt nicht!“
Als ich darauf erwiderte, dass ihr Hund mich gerade gebissen hat und sie ihn gefälligst sofort anleinen und von uns weghalten, kam dann der magische Satz „Nein, der Hund beißt nicht.“ Darauf konnte ich nur sarkastisch lachen.
Der Mann ging nun schnell einige Schritte auf mich zu und wiederholte „Mein Hund beißt nicht!“ was dazu führte, dass ich mich nicht nur komplett unverstanden fühlte, sondern jetzt auch bedroht. Zudem war der fremde Hund immer noch nicht an der Leine.
Einfach nur weg hier
„Bloß weg hier!“ war mein einziger Gedanke. Also schnappte ich mir Pixie und wechselte die Straßenseite. Und erst dort zog ich das Hosenbein meiner Stoffhose hoch und sah den Biss: schön sauber war fast der komplette Kiefer zu erkennen. Ich war wirklich erschrocken, dass der Biss so gut zu sehen war und rief über die Straße, dass ihr „Nicht-beißender-Hund“ mir eine fette Wunde zugefügt hat und ich sie anzeigen werde.
Pixie hatte währenddessen zwar laut gebellt, aber merkte sicherlich, wie sehr ich geladen war und trottete daher schnell hinter mir her.
In unserer Wohnung angekommen, desinfizierten und fotografierten wir die Wunde sofort. Dann sagte mein Mann, dass ich das nicht einfach so stehen lassen kann. Ich war so kaputt und geschockt, aber er hatte Recht.
Trotz allem wollte ich der Gegenseite eine Chance geben
Deshalb druckten wir das Foto der Verletzung aus und ich fügte handschriftlich hinzu, dass dies zeigt wie „ihr Hund nicht beißen würde“ und ich sie am nächsten Tag anzeigen werde. Trotzdem wollte ich ihnen die Möglichkeit geben, mich zu kontaktieren und gab meine Blog-E-Mail-Adresse an.
Ich wusste, dass sie in dem Haus wohnen, vor dem es zum Vorfall gekommen war, da die Besitzerin mir im Trubel sagte, dass sie eben erst aus der Haustür gekommen wären und deshalb wäre der Hund nicht angeleint gewesen. Für mich eine seltsame Logik, aber nun ging es mir ja um die Lösung.
Somit klebten wir den Zettel noch nachts an die Haustür. Am nächsten Tag hörte ich in der Früh nichts und fuhr zur Polizei und zeigte die Hundehalter an. Ich hatte ja nicht nur die Anschrift, sondern konnte den Hund und die beiden Besitzer überraschenderweise gut beschreiben. Wieviel man sich dann doch merkt, obwohl alles nur Sekunden dauert und so schnell ging.
Straf-Anzeige gegen Unbekannt
Die Straf-Anzeige lautete auf fahrlässige Körperverletzung. Der Polizist gab mir absolut Recht und sagte, nachdem er sich die Wunde angeschaut hätte, dass ich vollkommen richtig handeln würde. Die Kripo übernimmt das und ich würde sicher von ihnen hören.
„Wird ein Mensch gebissen, ist die Polizei zuständig. Bei einem anderen Hund das Ordnungsamt.“
Richtig wohl fühlte ich mich mit dem Schritt dennoch nicht. Denn es fühlte sich für mich krass an, zu wissen, dass auf diese Menschen nun ernsthafte Ermittlungen zukommen werden.
Aber es war das Einzige, was ich tun konnte. Und „gar nichts“ kam auch nicht in Frage.
Eigentlich war alles was ich wollte, dass die Hundebesitzer wirklich einsichtig sind und verstehen, dass es keinen Hund gibt „der niemals beißt“ und dies bei jedem Hund passieren könnte. Es ist eben ein Tier.
Ein putziger Wuschelhund ist auch zu allem fähig
Dass sie mich als Lügner hingestellt hatten, war komplett im wahrsten Sinne des Wortes asozial. Mir ist es primär wichtig, dass der Hund nicht mehr einfach unangeleint rumspringen kann. Ja, er war total putzig, wuschelig, klein und weiß. Aber gerade deshalb kann es das nächste Mal ein Kind treffen, welches auf diesen süßen Hund losläuft. Oder eben einen anderen Hund.
Und bei diesen ist das Verhältnis der Körpergröße zur Bissverletzung dann natürlich ein ganz anderes. Pixie hätten wir nach demselben Biss definitiv noch in der Nacht nähen lassen müssen.
Nach wie vor schwirrte die Überlegung durch meinem Kopf, wieso der Hund so extrem gehandelt hat. Wir hatten ihn noch nie gesehen und es gab keine vorigen Begegnungen und Vorfälle. Ich habe ihn nicht körpersprachlich bedroht oder eingeengt. Klar kommt ein territoriales Verhalten in Frage. Aber so extrem?
Und er hatte mich ja auch nicht durch ein Knurren vorgewarnt. Ich werde dies nie beantworten können, aber all das wurmte mich sehr.
Dann kam die positive Wendung
Gestern nachmittag klingelte es dann an unserer Tür und es meldete sich eine Frau – die Hundebesitzerin. Durch meine Kontaktdaten hatte sie meine Adresse ermittelt und wollte mit mir persönlich sprechen.
Ich kam runter zu ihr und sie sagte anfangs, dass es ja nach wie vor nicht klar wäre, welcher Hund gebissen hätte…
Puh, ich rollte innerlich mit den Augen und atmete tief durch. Daraufhin zog ich mein Hosenbein hoch, zeigte ihr die Wunde und sagte ihr, dass wir gerne das Gebiss ihres Hunde mit dem Biss in meinem Bein vergleichen können.
Denn in meiner Wade sieht man jeden einzelnen Zahn und ich habe mir Pixies Kiefer direkt vergleichend angeschaut, da ich mit dieser Ausrede gerechnet hatte: Keine Übereinstimmung, da ihr Kiefer anders verläuft. Und es macht ja auch überhaupt keinen Sinn, dass Pixie mich in dieser Situation gebissen hätte.
Mir kann ja genau dasselbe passieren
Aber versteht mich nicht falsch: Mir ist es bewusst, dass ich in genau derselben Situation sein könnte! Ja, Pixie hat noch nie jemanden gebissen, aber dies kann auch bei ihr jederzeit passieren. Vor allem als proaktiver und vorlauter Terrier. Deshalb ist sie auch in der Stadt immer an der Leine. Und auch in vielen Freilauf-Situationen, wenn ich die Umgebung nicht 100% einschätzen kann. Wie heißt es so schön im Englischen: „Better safe than sorry.“
„Better safe than sorry“
Doch dann drehte sich das Gespräch: sie entschuldigte sich, war komplett einsichtig und es tat ihr total leid, dass all dies passiert ist. Sie konnte auch die ganze Nacht nicht schlafen. Und dies wirkte absolut ehrlich und authentisch.
Sie würde ihre Hündin auf keinen Fall unangeleint rumlaufen lassen und nie wieder so ein Risiko eingehen. Daraufhin haben wir uns noch einige Minuten ausgesprochen und sie würde mir ihre Kontaktdaten per Mail für alle Fälle zuschicken. Falls die Wunde sich verschlechtert. Denn mir ging es ja überhaupt nicht um Schmerzensgeld oder ähnliches.
Dann sagte sie „ich sollte entscheiden, ob ich sie immer noch anzeigen wollen würde“. Ja, dieser Einwand kam nun ein bisschen spät, denn diese war ja längst gemacht.
Ich konnte den Schreck darüber, dass nun eine Menge auf sie zukommt, direkt in ihrem Gesicht sehen. Und dies tat mir wirklich leid.
Aber andererseits: Jeder Hundebesitzer muss sich dessen bewusst sein, dass jegliches Verhalten seines Hundes Konsequenzen hat. Und nur wir Menschen können und müssen dies kontrollieren. Es ist ein Tier. Und wir haften zu 100% und werden zur Verantwortung gezogen.
Auch und ganz besonders wenn es ein kleiner, weißer Puschelhund ist.
Nach der Verabschiedung dachte ich noch mal lange über unser Gespräch nach.
Ich fand es sehr mutig von ihr, direkt zu mir zu kommen und das Gespräch zu suchen. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Sie wusste ja nicht, wie ich reagieren würde und hat sich trotzdem komplett der Situation gestellt und entschuldigt.
Klar, hatte ich ihr den Weg ein bisschen bereitet, da ich ihr die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme gegeben hatte. Aber diesen Schritt hätte sie überhaupt nicht machen müssen. Und es war wirklich bewundernswert von ihr, nun nachträglich so zu handeln.
Also traf ich eine Entscheidung
Ich glaube ihr wirklich, dass sie einsichtig ist und in Zukunft anders handelt. Und genau dies war mir wichtig – wie schon weiter oben erwähnt. Die Hündin darf nie wieder die Chance bekommen, jemand anderes zu beißen und die Hundehalter müssen immer im Kopf haben, dass sie beißen kann, wird und es wieder passieren könnte.
Deshalb habe ich mich dazu entschieden die Straf-Anzeige zurück zu ziehen.
Dies mögen einige als Fehler sehen und es einordnen, dass die Hundehalter „damit davon kommen“.
Aber für mich ist es so viel mehr wert, dass es zur menschlichen und sozialen Einigung gekommen ist.
Dass wir im direkten Gespräch entspannt und respektvoll miteinander umgegangen sind. Und sie sich komplett der Verantwortung bewusst ist.
Und somit hat die Geschichte doch ein Happy-End.
Trotzdem beschäftigt mich das Thema weiter
Auf mein Posting gestern, haben so viele von euch erzählt, dass ihr so eine Beißerei erlebt haben. Ob ihr nun selber gebissen wurdet, der eigene Hund oder ein fremder Hund durch den eigenen Hund.
Es hat mich wirklich überrascht und erschrocken, dass dies wirklich so häufig vor kommt.
Ich wüsste gern von einem Trainer oder Hunde-Verhaltensforscher, ob es Möglichkeiten gibt, wie wir als Hundebesitzer so eine Situation vermeiden könnten? Mal schauen, ob ich so einen Kontakt auftun kann.
Auf jeden Fall werde ich als Nächstes recherchieren, was alles zu tun, wenn euch so ein Beiß-Vorfall passiert. Denn ich wusste überhaupt nicht, auf was ich alles achten muss.
Wer zuständig ist und was zu tun. All diese Informationen möchte ich daher für euch sammeln, damit wir alle schlauer und wenigstens gewappnet sind. Auch wenn ich so sehr hoffe, dass nicht nur uns wieder, sondern keinem von euch so etwas jemals passiert.
Hattet ihr selber ein ähnliches Erlebnis?
Was ist genau passiert und kam es zu einer Einigung?
Ich wäre für euren Kommentar sehr dankbar, denn ich finde es total wichtig dass wir darüber sprechen, uns alle bewusst machen, dass so etwas jedem passieren kann und wie wir alle menschlich handeln können.
Liebe Grüße
Rebecca
Puh, da hast du ja wirklich etwas erlebt… Ich finde du zeigst Größe, dass du die Anzeige zurückgezogen hast. Ich glaube, das würde nicht jeder machen. Aber du hast mit der Hundebesitzerin gesprochen und kannst sicher ein bisschen einschätzen, ob sie es ernst meint. Wahrscheinlich hat auch sie aus dem Vorfall gelernt, denn es ist nie schön, wenn der eigene Hund plötzlich Probleme macht. Bisher hatte ich wirklich Glück und kein fremder Hund hat uns ernsthaft verletzt. Boerne ist einmal von einem Hund gezwickt worden. Wir sind an „seinem“ Grundstück vorbeigelaufen und er hat sich direkt auf das Boernetier gestürzt.… Weiterlesen »
Ohh ja, das kann wirklich gefährlich werden, wenn manche Hundehalter achtlos mit ihren Vierbeinern umgehen. Beim Joggen werde ich regelmäßig von ungeleinten Hunden angesprungen. Das tut nicht weh, aber wirklich hygienisch finde ich das nicht gerade. Aber naja, gibt auch schlimmeres. Auf jeden Fall ein schöner Beitrag! LG Julius
Na, das war ja ein Schreck, ich hätte meinen Hund auch versucht zu schützen. Ich glaube, in diesen Sekunden kann man es eigentlich nur so machen, wie Du es instinktiv gemacht hast. Da kann man sich auch nicht drauf vorbereiten, außer demnächst mit Röntgenaugen durch die Straßen laufen und hinter jeder Hecke, Straßenecke Gefahren vermuten. Das wäre jedem passiert. Mist, dass der Hund gleich gebissen hat. Stell Dir mal vor, Du hättest einen großen Hund, der Dich verteidigen würde, an der Leine gehabt. Das hätte für den Wuschelhund ganz böse enden können. Ich hatte bisher einige blöde Situationen, aber mich… Weiterlesen »
Liebe Rosi, ja – das mit dem Mann hatte ich auch überlegt. Jedoch hat seine Freundin im Gespräch gesagt, dass „er sich wohl ein bisschen zu sehr aufgeregt hat und ihr das auch sehr leid tun würde!“ Er wollte eben den Hund schützen und war mit der Situation komplett überfordert. Ich hoffe so sehr, dass ich den Hund niemals unangeleint sehe und er auch keinem Menschen oder Hund gefährlich werden kann. Und ich würde genauso handeln wie du: also hinlaufen, meinen Hund anleinen und mich entschuldigen. Denn ich habe ihn ja nicht angeleint und nicht er selber. 😉 Das Problem… Weiterlesen »
Da habt ihr ja einen ziemlichen Schreckmoment erlebt. Warum der weiße Hund so gehandelt hat, weiß ich natürlich auch nicht. Vielleicht war es die Aufregung dass die Haustür aufging und dann hat er sich über den „Eindringling“ so aufgeregt, dass der Hund hysterisch wurde und aus Reflex gebissen hat? Wer weiß …. Letztendlich habe ich ja auch einen Hund an der Leine, der fremde Menschen nicht toll findet. Auch sie würde in Hysterie verfallen wenn sie gerade aus der Haustür käme und da stünde ein fremder Mensch samt Hund. Ja, sie würde wohl verbellen und auf den anderen Hund… Weiterlesen »
Liebe Dani, die Leute standen mit ihrem Hund schon draussen als wir dann an ihnen vorbei gingen. Sie konnten uns zwar nicht sehen aber sicher hören, da man ja Pixies Geschirr und Leine als Geräusch erkennen kann und wir in Bewegung waren. Und wir waren ca. 5 Meter von der Haustür entfernt als wir auftauchten. Somit gab es für den Hund auch nicht diesen „Schreckmoment“ dass wir plötzlich vor seinem Haus waren. Ganz ehrlich: in unserer Nachbarschaft gehen jeden Tag wirklich Hunderte von Menschen durch die Straßen, da es eben mitten in der Stadt ist und viele auch hier einfach… Weiterlesen »
Ich wollte „zum anderen Thema“ eigentlich nur verdeutlichen, dass wenn man weiß, dass sein Hund so ist, man doppelt und dreifach aufpassen muss – bezogen auf die anderen Hundehalter, nicht auf dich.
Liebe Dani, klar – ich habe das auch schon so verstanden. Aber es kann ja trotzdem sein, dass manche Leser sich genau dieselben Fragen stellen wie du. Daher bin ich auch auf diese eingegangen. Ich hoffe sehr, dass die beiden Hundehalter jetzt dementsprechend mit der Hündin umgehen. Und mir geht es mit Pixie ja sehr ähnlich wie dir: sie ist ein ängstlicher Hund und geht aus diesem Grund schneller nach vorn, als andere Hunde. Deshalb muss ich auch immer alles im Blick haben und „scanne“ jede Situation ganz genau! Und Training ist eine riesige Hilfe, aber sie wird niemals ein… Weiterlesen »
Hallo Liebe Rebecca,
ja uns ist es auch passiert. Letztes Jahr wurde mein Mann von einen großen Shepherd gebissen. Beide Hunde waren angeleint leider konnte die Besitzerin nicht den Hund richtig halten. Somit konnte mein Mann nur unsere Hund schützen und wurde gebissen. Die Besitzerin hat sich aber bei uns wieder gemeldet und hat sich entschuldigt. Die Besitzerin hat dann einen Wesentest mit dem Hund gemacht. Es gab wohl schon andere Fälle. Ebenfalls gab es auch schon weitere Anzeigen gegen den Hund.
Wir haben daher eine Anzeige geschaltet.
Ganz liebe Grüße
Laetitia und Moses