Im ersten Teil meiner Serie mit allen Infos über die Pfotenverletzung beim Hund, erfährst du ganz genau, was die Anzeichen einer Verletzung der Pfote sind, wie du diese erkennst und vor allem, wie du sofort Erste Hilfe leisten kannst.
Denn hier im zweiten Teil gehen wir davon aus, dass dein Hund eine Verletzung seiner Pfote anzeigt und du diese nun finden möchtest.
Wie schon gesagt, alle Anzeichen findest du im ersten Teil 😉 .
Da meine beiden Ferkelterrier sich immer mal wieder etwas in die Pfote treten oder eine andere Pfotenverletzung haben, bin ich tatsächlich sehr erfahren was die Ursachenforschung betrifft, wenn sie plötzlich humpeln oder wie verrückt die Pfote schlecken. 🙄
In diesem Artikel erzähle ich dir also ganz genau, wie du deinen verletzten Hund untersuchst, worauf du alles achten musst und wie du ihm mit einem Pfotenverband direkt selber helfen kannst.
Diese Untersuchung kannst du natürlich auch direkt unterwegs machen, wenn ihr gerade beim Spazieren seid und dir plötzlich auffällt, dass dein Hund unrund läuft oder humpelt. Gerade bei schweren Verletzungen kannst du dann direkt zum Tierarzt fahren.
Ich würde die Pfote dennoch so gut es geht verbinden, damit dort kein Dreck rein kommen kann, dein Hund sich nicht übertrieben schleckt – denn dies ist nicht gut für die Wunde – oder er noch mal dagegen kommt.
Wenn ich auf den ersten Blick unterwegs nichts finde, fahre ich dann jedoch erst mal nach Hause um mir dort ganz in Ruhe alles anzuschauen. Wenn mein Hund dabei in seinem Körbchen liegt ist dies natürlich viel einfacher und entspannter, als wenn ich ihn irgendwo an der Straße die Beine und Pfoten befummele. Total logisch. 😉
Also legen wir los!
1. Was solltest du direkt tun, wenn dein Hund eine Pfotenverletzung anzeigt?
Ich wiederhole die ersten drei Vorraussetzungen nur ganz kurz, denn diese werden ausführlich im ersten Artikel zur Ersten Pfoten-Hilfe für deinen Hund beschrieben:
– Weil es so wichtig ist, direkt als allererstes: Wenn du deinen Hund untersuchst, weil du den Grund für seine Verletzung noch nicht gefunden hast, gehe dabei wirklich so langsam und bedacht wie es dir möglich ist. Denn er hat sehr wahrscheinlich Schmerzen, ist im Stress und wenn du jetzt panisch an ihm rumfuddelst – ja, kannste dir denken – wird es definitiv nicht besser.
„Untersuche deinen Hund so ruhig und genau wie es dir möglich ist!“
– Bring‘ deinen Hund in die stabile Seitenlage, damit du an alle Pfoten gut herankommst und ihn in Ruhe untersuchen kannst. Im anderen Artikel findest du dazu auch ein richtig gutes Video!
– Bei einer schwereren Verletzung oder wenn dein Hund schon direkt sein Bein/Fuß wegzieht und nicht angefasst werden will, solltest du zu deiner Sicherheit ihm einen Maulkorb anlegen oder das Maul mit einer Mullbinde oder einem anderen Band zuknoten. Ist überhaupt nicht schlimm!
Das müssen wir bei Archie bei der Tierärztin auch immer machen, denn er hatte einfach so schlimme Erfahrungen in der Vergangenheit, dass ihn kein fremder Mensch anfassen darf, ohne dass er schnappt. Und mit Maulkorb ist alles gut und er wirkt sogar beruhigter, weil es ihm immer hilft, wenn er eine klare Richtung bekommt, was er darf und was nicht.
Nutze bei der Untersuchung eine starke Lichtquelle
Auch hier kannst du improvisieren und im Notfall hält jemand die „Handy-Taschenlampe“ für dich, damit du mehr erkennst.
Gerade wenn ein kleiner Fremdkörper in der Pfote steckt, ist es unfassbar schwer, diesen zu entdecken.
Wenn du eine Lupe hast: nimm auch diese zur Hand, um die Pfotenverletzung zu finden. Mehr ist hier definitiv mehr. Leider spreche ich hier aus Erfahrung.
Bei Pixies Fremdkörper im Ballen – ein kleinster, spitzer Stein – habe ich einfach nichts finden können. Habe so oft an der Pfote rumgeglotzt, welche sie überhaupt nicht mehr belasten wollte.
Und erst meine großartige Tierärztin hat dann ihre beleuchtete Lupe dazu genommen – ihr Mädels kennt die wahrscheinlich von eurer Kosmetikerin 😉 – und nach ganz genauem Hinschauen drückte sie plötzlich aus einem winzig kleinen Riss den Stein raus. Tadaaaa!
2. So untersuchst du deinen Hund am besten, um die Pfotenverletzung zu finden
Starte mit den Beinen
Streiche leicht und einzeln über jedes Bein, vorne und hinten nacheinander und schau ob du einen Hubbel entdeckst oder dein Hund kurz reagiert, während du ihn an einer Stelle berührst.
Weiter gehts mit den Pfoten
Dann schau‘ dir die Pfoten genau an. Ist in einem Ballen ein Riss? Oder vielleicht irgendwo die Ballenhaut verändert? Angeraut? Irgendwas was dir als seltsam auffällt?
Nun prüfst du auch die Zwischenräume zwischen den Zehen.
Vorsichtig die Zehen auseinander ziehen und genau schauen. Genau hier hat Archie bei mir gezuckt und ich wusste, dass ich leider richtig lag. Also hab ihn erstmal gekrault und beruhigend auf ihn eingeredet, bis ich wieder den Zwischenraum der Zehen gecheckt und da dann die versteckte Verletzung gefunden habe.
Bei uns wurde ein winziger Pieks zwischen den Zehen zur großen Verletzung
Denn zuletzt hat sich Archie wohl wirklich nur einen Pieks von einer Granne oder eines anderen Gegenstandes zwischen die Zehen geholt. Kleinster Einstich in welchen wohl dann immer ein bisschen Dreck gekommen ist.
Denn auch wenn ich es nach jedem Spaziergang desinfiziert habe, kann ja dennoch irgendwas in die Pfotenverletzung kommen. Oder er hat sich diese zwischendurch mal schön abgeschleckt. 🙄
Und dieser Pieks hat sich dann innerhalb von drei Tagen in der Größe verzehnfacht und ist zu einem entzündeten Ekzem geworden. Wie ich dies behandelt habe, erzähle ich dir im dritten Teil meiner Serie. Den stelle ich nächste Woche online.
Nun kommen die Krallen
Nun prüfe jede Kralle für sich. Ist sie angerissen? Kannst du bei hellen Krallen vielleicht eine innere Blutung sehen? Ist er hier vielleicht hängen geblieben oder hat sie sich gequetscht?
Hab immer im Hinterkopf ob irgendeine Stelle heiß oder geschwollen ist
Während du all dies tust, hab direkt mit im Blick ob ein Bein, Gelenk oder eine Pfote heiß oder geschwollen sind. Wenn du dich jetzt fragst: Wie soll ich denn merken was heiß ist? Glaub mir, du wirst es merken! Denn der Unterschied ist eindeutig. Und auch die Schwellung kannst du ja durch den Vergleich mit dem anderen Bein erkennen.
Diese beiden Anzeichen deuten auf eine Verstauchung oder sogar einen Bruch hin. Da solltest du natürlich überhaupt keine Risiken eingehen und in diesem Fall geht es SOFORT zum Tierarzt!
Erste Variante 3a: Du hast eine Pfotenverletzung gefunden und möchtest diese jetzt versorgen
Ohje! Ein Schnitt, du hast einen Fremdkörper rausgepuhlt, eine Kralle ist angerissen oder du hast eine andere Verletzung gefunden. Dann folgst du jetzt diesen drei Schritten:
Spülen
Mit klarem Wasser solltest du die Pfote erstmal abspülen, denn dort hängt immer noch Dreck vom letzten Spaziergang rum.
Wenn nötig Haare entfernen
Damit du die Stelle besser desinfizieren und reinigen kannst, schneidest du jetzt das umliegende Haar vorsichtig zurück. Benutze dabei unbedingt eine abgerundete Schere, damit du deinen Hund auf keinen Fall verletzen kannst, wenn er plötzlich zuckt oder seine Pfote währenddessen bewegt.
Ich habe diese Schere bei mir in der Fell-und-Pfoten-pflege-Tasche und sie kommt auch beim Zurückschneiden der Haare zwischen den Ballen ständig zum Einsatz. Ist wirklich super!
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- Profi Fellschere mit einseitiger Mikroverzahnung und abgerundeten Enden
- Die Länge der Schere beträgt 9 cm
- Die Abgerundete (Stumpfe) Spitze vermindert Verletzungsgefahren beim kürzen des Felles
Desinfizieren
Nun kannst du die Pfotenverletzung desinfizieren.
Dafür benutzt du natürlich ein Spray, welches nicht brennt. Das hast du wahrscheinlich sowieso in deiner Hunde-Hausapotheke, nicht wahr? 😉 Ich nehme hier immer Octenisept – für unsere Wunden und die der Hunde.
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- Desinfektionsmittel
- zur Desinfektion
- Lösung zur Anwendung auf der Haut
Manche Hunde erschrecken sich bei dem Geräusch, welches ein Spray macht. Archie beispielsweise findet es total gruselig und zuckt dabei weg.
Daher kippe ich lieber etwas von dem Desinfektionsmittel auf die Wunde und reinige diese dann vorsichtig mit einem sauberen Q-Tipp, den ich ebenfalls in das Desinfektionsmittel getaucht habe, um dann noch mal etwas drauf zu kippen und erneut zu desinfizieren. Spray-Problem gelöst. 🙂
Verbinden
Für den Pfotenverband brauchst du eine Menge Mullwatte, eine Wundauflage bzw. Kompresse und einen selbstklebende Verband.
Dies sind die Produkte, die ich Zuhause immer vorrätig habe.
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Wenn du den Verband anlegst gehst du in dieser Reihenfolge vor:
- erst die Kompresse auf die Pfotenverletzung legen – schneide diese gern in der Größe passen, dann kannst du sie besser umwickeln. Ich habe auf die Kompresse später beim Verbandswechsel eine Jodsalbe oder eine andere Heilsalbe gegeben
- sind die Zehen mit im Verband, dann legst du jetzt zwischen jede Zehe einen Streifen der Mullwatte. Richtig dick, damit die Zehen auf keinen Fall gegeneinander reiben. Siehe das Foto links.
Für die Mädels als Tipp: Stell‘ dir dabei diese Zehen-Spreizer vor, die du nutzt, wenn du dir die Zehennägel lackierst. 😉 Die Zehen sollen nicht weit auseinander sein, aber eben leicht getrennt. - Falls vorhanden auch die Daumen-/Wolfs-kralle mit einpolstern
- dann 1,5 Mal mit der Mullwatte herum verbinden, dabei sollte es fest genug sein, dass die Watte selbstständig hält, wenn du sie loslässt. Aber – ganz wichtig – nicht so fest, dass du die Blutzufuhr einschränkst. Falls du dir da nicht sicher bist, lass es dir beim nächsten Mal von deinem Tierarzt zeigen.
- Nun kommt der selbstklebende Verband: fang oben an und wickle dann – auch wieder fest genug aber nicht zu fest – einmal komplett über die Mullwatte. Pass dieses Wickeln der Pfote an.
In diesem Video wird es super erklärt, wie man einen Pfotenverband anlegt:
Bei starken Blutungen lege jetzt einen Druckverband an
Dafür kannst du den „Erste Hilfe-Kasten“ in deinem Auto zur Hand nehmen oder du solltest dir die folgenden Dinge für eure Hausapotheke anschaffen:
– mindestens zwei Mullbinden, besser drei oder mehr
– Polstermaterial wie z.B. Verbandswatte
– Klebestreifen zum Fixieren des Druckverbandes
Zweite Variante 3b: Du hast einen Fremdkörper in der Pfote gefunden, aber bekommst ihn nicht heraus:
- Mach‘ einen Pfotenverband wie ich es eben beschrieben habe und umpolstere den Fremdkörper vorsichtig, damit die Wunde geschützt ist. Jetzt kannst du in Ruhe zum Tierarzt fahren, denn dieser bekommt den Fremdkörper bestimmt raus.
Danach würde ich auch noch einige Tage die Pfote verbinden, damit kein Dreck in die Wunde kommt.
Dritte Variante 3c: Du hast nichts gefunden, aber dein Hund zeigt immer noch an, dass etwas mit seiner Pfote nicht stimmt
Jetzt musst du also eine Entscheidung fällen: Tierarzt oder nicht Tierarzt?
Also ich sage mir dann immer, dass ich auf mein Bauchgefühl höre und vor allem meinem Hund immer glaube! Er wird auf keinen Fall einfach so anzeigen, dass er Schmerzen oder Probleme hat. Ich bin ja dankbar, wenn die Beiden überhaupt etwas anzeigen
Deshalb würde ich gar nicht großartig Zeit vergehen lassen – nach dem Motto: „Ach, wird schon wieder“ sondern damit sofort zum Tierarzt fahren. Es kann ja innerlich irgendeine Form von Verletzung sein und damit solltest du nicht abwarten und hoffen, dass es besser wird.
Wenn du weißt was zu tun ist, wird vielleicht niemals etwas passieren
So, ich würde mich freuen, wenn du ein paar Dinge für dich mitnehmen konntest und dich sicherer fühlst, wenn dein Hund sich verletzen sollte. Natürlich hoffen wir total, dass dies niemals passiert. Aber ich denke immer, dass dies die gleiche Energie-Verteilung hat wie beim Regen und dem Regenschirm.
Wenn du einen Regenschirm dabei hast, regnet es immer nicht und andersherum: definitiv. Sprich: wenn du vorbereitet bist und alles vorrätig hast, wird vielleicht niemals etwas passieren. Weil du dich sicher fühlst und weißt, was zu tun ist. Das klingt doch nach der besten Variante, oder?
Ansonsten wünsche ich deinem Hund gute Besserung und es wäre ganz toll, wenn du einen Kommentar da lässt und erzählst, was du schon mit Pfotenverletzungen erlebt hast oder vielleicht hast du noch einen Tipp, den ich vergessen habe.
Liebe Grüße
Rebecca mit Pixie und Archie
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Hallo ! Super Beitrag ! Danke Dir lg aus Wien Martina